Laichfischen auf Maränen 2020

10 Jahre selektives Laichfischen mit der Angel auf Maränen am Irrsee.

Ein Rückblick auf die Maränenfischerei in Bezug auf das Laichfischen durch Angler am Irrsee.

Nachhaltigkeit. Dieses, oft verwendete oder sagen wir, auch oft strapazierte Wort trifft auf das Laichfischen Lebend am Irrsee punktgenau zu. Sinngemäß bedeutet Nachhaltigkeit, Ressourcen zu nutzen und nicht auszubeuten. Unsere Ressource ist in diesem Fall der Maränenbestand des Irrsees. Wie ja alle aufmerksame Leser unserer Vereinszeitung wissen, wird die Irrseemaräne ganzjährig überwacht und auf die Bestandsgröße überprüft. Damit wird vermieden, dass es wieder zu einem Zusammenbruch des Bestandes kommt. Aber gehen wir einige Jahre zurück. Viele Fischer können sich noch gut erinnern, als ab dem Jahr 2000 der Bestand auf ein Minimum schrumpfte. Kein Mensch konnte sich damals vorstellen, dass nur durch die Angelfischerei der Maränenbestand gefährdet werden konnte. Der Bestand war enorm und gemeldete Ausfänge von bis zu 9800 Stück wurden registriert. Die Folge dieser Ausbeutung war ein permanenter Rückgang des jährlichen Ausfanges auf 760 Stück im Jahr 2000. Jährliche Altersstrukturuntersuchungen, in Kombination mit Auswertung der Fanglisten, liefern seither wertvolle Daten, um den Maränenbestand vor Überfischung zu schützen.

Ab 2006 bis 2009 wurde ein Zwischenbrittelmaß von 38 - 45cm eingeführt. Dieses Fangfenster hat sich leider nur bedingt bewährt und nicht wesentlich zur Bestandserhöhung beigetragen. Fakt ist, ausgefangen ist sehr schnell, aber einen Bestand wieder aufzubauen, das dauert Jahre. Dieser Umstand war der Grund, warum sich der SAB als Bewirtschafter bemühte, die Maränenpopulation, auch ohne Laichfischen mit dem Netz, zu unterstützen. Logischerweise musste man sich damals noch mit Besatzmaterial aus Zuchtanlagen behelfen. 2010 war der letzte Besatz mit 1400 Stück 2 und 3sömmrigen Maränen aus einem Fischzuchtbetrieb. Wobei wir immer auf höchste Qualität geachtet und auch dementsprechend beliefert wurden. Da aber unser Bestreben immer in die Richtung geht, ja gehen muss, eine eigene im Irrsee heimische Population aufzubauen, ist die Laichfischerei auf Maränen unverzichtbar. Damit wird der Besatz mit Eimaterial aus dem Irrsee stammenden Fischen gewährleistet. Netzfischen kam nicht in Frage, daher gab es erste Versuche mit der Hegene. Man wusste aus der Vergangenheit, dass Maränen in der Laichzeit sehr gut zu fangen waren. Ältere Semester können sich ja noch gut an die Zeiten erinnern, als bis in den Dezember am Irrsee auf Maränen gefischt wurde. Der Gedanke war, dass müsste doch eigentlich auch für die Laichgewinnung funktionieren. Erste Versuche im Jahr 2011 waren vielversprechend und das Laichfischen Lebend hat sich im Verlauf der Jahre zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Bewirtschaftung am Irrsee etabliert. Vom Probelauf mit 100 gefangenen Fischen bis zum jetzigen Standard von mindestens 1000 laichreifen Maränen. Bemerkenswert ist auch die Entwicklung der weiblichen Fische. Laichreife Rogner sind ja ein wichtiger Faktor, der für den Erfolg, sprich Menge der Laichprodukte, eine entscheidende Rolle spielt. Es wurden noch nie derart große und reife Rogner gefangen und abgestreift wie beim letztjährigen Laichfischen. Die Statistik von 10 Jahren Laichfischen spricht eine eindeutige Sprache. In 10 Jahren konnte eine unglaubliche Menge von 1924 Rogner gefangen werden. Das bedeutet eine Laichmenge von 256 Liter. An dieser Grafik erkennt man genau die Hauptlaichzeit der Irrseemaränen.

An einem einzigen Tag konnten so 8,4 Liter Laich gewonnen werden. Aber bei all diesen Zahlen sollte auch erwähnt werden, dass wir uns noch immer in der Lernphase befinden. Dazu gehört nicht nur das Abstreifen und Erkennen, ob der laichreife Fisch rinnt, sondern auch die Qualität der frisch gestreiften Eier. Genau auf diese Qualität kommt es schlussendlich an. Der Bruterfolg und damit der Erfolg des Laichfischens wird ja daran gemessen, wieviel Brütlinge erbrütet und wieder in den See besetzt werden können. Die Grundlage einer erfolgreichen Erbrütung, ist daher eine, geradezu pedantisch anmutende Sauberkeit beim Abstreifvorgang. Aufgrund von Erfahrungen und der für uns passenden äußeren Bedingungen, haben wir uns für die trockene Methode entschieden. Doch wie funktioniert unsere Abstreifmethode? Dazu werden die weiblichen Fische vorsortiert. Dabei wird mit leichtem Druck auf die Geschlechtsöffnung geprüft, ob der Fisch reif ist oder noch einige Tage braucht. Man erspart dadurch unreifen Fischen einen nicht zielführenden Abstreifvorgang. Nicht zielführend bedeutet in diesem Fall, dass auch nicht rinnende Rogner durch zu viel Druck zur Laichabgabe gezwungen werden. Sperrt sich der weibliche Fisch oder hat der Rogen nicht die gewünschte Reife, kommt er zurück in ein eigens zu diesem Zweck montierten Netzgehege und wird noch einige Tage bis zur Laichreife gehältert. Es ist immer wieder ein Erfolgserlebnis, wenn ein Rogner, der sich vor ein paar Tagen noch gesperrt hat, plötzlich rinnt und einen für uns perfekten, reifen Laich in einer wunderbaren Farbe abgibt. Beim Abstreifvorgang wird blitzschnell gearbeitet. Jeder hat seine Handgriffe zu erledigen. Die Leser werden jetzt etwas schmunzeln, aber da gibt es den Beleuchter, den Sortierer, den Fischvorleger, den Zähler, den Mann mit der Auffangschüssel und natürlich den Abstreifer. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Filmcrew, sondern um die professionelle Truppe rund um das Abstreifen. Denn jetzt wird die Ernte des Tages eingefahren. Ein reifer Rogner wird vorsichtig abgetrocknet, über eine trockene Schale gehalten und sein Rogen durch sanftes Streifen des Bauches, vom Kopf ausgehend, in die Schale entleert. Zweckmäßig ist dabei Kopf und Schwanz so zu biegen, dass der Bauch gespannt ist. In gleicher Weise wird ein Milchner über den Laich gehalten und mit seiner Milch werden die Eier befruchtet. Für 5 Rogner werden mindestens 1 bis 2 Milchner benötigt. Um die genetische Vielfalt zu sichern, werden jedoch wesentlich mehr Milchner verwendet. Die Laichprodukte werden jetzt, noch immer ohne Zugabe von Wasser, durch leichte kreisende Bewegung der Schüssel, befruchtet. Jeder Wassertropfen hat bei diesem Vorgang absterbende Eier zur Folge.

Einen großen Anteil an einem perfekten Ergebnis hat auch die anschließende Belebung der befruchteten Maräneneier. Für diesen Vorgang nehmen wir uns viel Zeit. Die Schüssel wird dabei immer wieder mit frischem Seewasser befüllt. Durch vorsichtiges Umrühren mit einer Feder kommt jedes einzelne Ei mit der Milch in Berührung.
Die jetzt noch trübe und milchige Flüssigkeit wird so lange gewechselt, bis das Wasser wieder klar ist. Bei diesem Vorgang werden auch Schmutzpartikel, wie Schuppen, Kot oder unbefruchtete Eier mit ausgewaschen. Jetzt sind die Fischeier aufgequollen und bereit für die Erbrütung in den Zugergläsern. Auch im Erbrütungsglas wird anfangs noch mit einer Feder nachgerührt, um ein Verklumpen der noch etwas klebenden Eier zu verhindern. Der Erfolg dieser Sauberkeit ist schon am nächsten Tag sichtbar.
Unbefruchtete Eier werden weiss und man sieht sofort, ob genau oder unsachgemäß abgestreift wurde. Durch unsere, jetzt schon 10-jährige Erfahrung, sind wir in der Lage, optimalen und gesunden Laich in der Brutanlage Kreuzstein abzuliefern. Ein Bruterfolg von 95% bestätigt uns in dieser aufwändigen und zeitintensiven Methode des Abstreifens. 52 Liter wertvoller Laich waren der Lohn für 3 Wochen harten Einsatz. 41 Liter wurden, wie jedes Jahr, den Profis der Brutanstalt Kreuzstein übergeben. Da im vorigen Jahr die erstmalige Erbrütung von 5 Liter Laich im Bruthaus Irrsee erfolgreich funktionierte, wurde heuer das Kontingent auf 11 Liter aufgestockt. Im Bruthaus haben wir jedoch keine Möglichkeit den Zeitpunkt des Schlupfes zu steuern, sondern wir arbeiten nur unter dem Kommando der natürlichen Gegebenheiten. Soll heißen, die Maränenlarven bestimmen den Zeitpunkt ihres Schlupfes selbst und wir übernehmen nur die Betreuung. Aber vielleicht ist genau das der Punkt, der dieser Besatzstrategie den Erfolg bringt. Denn schlussendlich geht es bei den geschlüpften Maränenlarven nur ums Fressen.

Bei der Fütterung im Rundstrombecken mit frisch gefischtem Plankton konnten wir beobachten, ob und welche Größe von den Brütlingen genommen wird. Bis jetzt war man sich nicht sicher, ob Irrseeplankton um diese Zeit für den Besatz passt. Denn es kann durchaus vorkommen, dass durch fehlendes oder nicht passendes Plankton, von uns unbemerkt, ein ganzer Jahrgang verloren geht. Durch Beobachtungen bei der Fütterung kann man jetzt mit Sicherheit sagen, Maränenbrütlinge haben im Frühjahr am Irrsee die besten Voraussetzungen, um zu überleben. Und es ist auch nicht so, dass sich die Brütlinge auf alles stürzen was fressbar erscheint. Im Gegenteil, man konnte sehr gut sehen, wie die Brütlinge jedes Planktontierchen genau begutachten bevor sie es attackieren. Um auch außerhalb der Fütterungszeiten immer etwas Plankton im Becken zu haben, wurde eine Lichtfalle mit Blaulicht vor der Unterwasserpumpe montiert. Damit wird mit dem Frischwasser auch Plankton zu den Brütlingen transportiert. Funktioniert praktisch wie ein Futterautomat.

52 Liter Laich bedeuten auch einen voraussichtlichen Besatz von einer noch nie dagewesenen Menge von ca. 2,2 Millionen Brütlingen für den Irrsee. Damit sollte auch für die Zukunft eine hervorragende Fischerei auf die Irrseemaräne gesichert sein. Ein Bericht über den Bruterfolg der Brutanlage Irrsee kommt im nächsten Journal.

Der SAB und das Konsortium Zeller/Irrsee bedankt sich bei allen Teilnehmern des Laichfischens und dem Team der Aufzuchtstation Kreuzstein nicht nur für die hervorragende Zusammenarbeit, sondern auch für die vielen Tipps und Ratschläge für unser gemeinsames Ziel.
Die Erhaltung der Maränenpopulation am Irrsee.

Petri Heil
SAB Gewässerwart Rudolf Mikstetter im Namen aller teilnehmenden Laichfischer.

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