Laichfischen Irrsee 2015

Laichfischen am Irrsee. Alle Jahre wieder beginnt Anfang Dezember am Irrsee das Laichfischen auf die Irrseemaräne.

Und wenn jetzt jemand sagt, was ist das eine Irrseemaräne? Ist das eine neue Fischart? Dann hat er vielleicht recht. Doch genau diese Irrseemaräne wollen wir mit unserer Laichfischerei als vollkommen eigenständige Maränenpopulation am Irrsee aufbauen. Unser erklärtes Hauptziel ist keine Vermischung von Besatzmaterial aus anderen Gewässern. Die Maräne am Irrsee ist ja eine großwüchsige Coregonenart, die Mitte der sechziger Jahre, erstmalig besetzt wurde. Und wir haben es dank unserer Laichfischerei selbst in der Hand, diesen Bestand für nachkommende Generationen zu erhalten. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das kein Selbstläufer ist. Laichfischen am Irrsee bedeutet daher für jeden teilnehmenden Angler ein großes Maß an Idealismus, Verantwortung und den Willen bei jedem Wetter ein einziges Ziel zu verfolgen. Die Stützung des Maränenbestandes mit eigenständigen Besatzmaterial. 22 Tage lang haben sich etwa 10 Angelfischer dieser Herausforderung gestellt. Doch so wie jedes Jahr stand auch heuer die große Frage im Raum, oder sagen wir über den See. Wann, wo und wie gut werden die laichreifen Maränen heuer auf unsere Köder gehen. Dank der Aufzeichnungen und den Erfahrungswerten der vergangenen Jahre konnten wir schon im Vorfeld den Rahmen der Fangzeit etwas eingrenzen. Aber wie es halt unter Fischern so ist. Wissen kann man es nie, und so begann auch dieses Mal die Laichfischerei Anfang Dezember. Doch ein Warmwettereinbruch machte uns einen Strich durch die Rechnung. Hohe Lufttemperaturen bis zu 15°C ließen nichts Gutes ahnen. Der Irrsee reagiert ja, bedingt durch das eher geringe Wasservolumen, sehr sensibel auf ansteigende Temperaturen. Und so stieg die Wassertemperatur zum Teil auf über 7°C. Diese Temperatur sehen wir als kritische Höchstgrenze beim Laichfischen an. Hier können wir auch auf die Aufzeichnungen der vergangenen Jahre zurückgreifen. Und es kam wie es kommen musste. Die Maränen reagierten mit einer tagelangen Beiß und vermutlich auch Laichpause. Auch eine Durchmischung des Wasserkörpers war bei diesen Temperaturen noch nicht möglich. Es schaut fast so aus als ob der prognostizierte Klimawandel auch die Herbstzirkulation um etliche Wochen verschob. Hier sind wir schon sehr auf die Auswertung der Messboje gespannt. Vergangene Aufzeichnungen unserer Messboje aus dem Jahre 2012 zeigten eine beginnende Durchmischung bei 5,6°C ab 8. Dezember. Zum Vergleich hatten wir heuer am 8. Dezember 7,3°C und erst Ende Dezember setzte die Durchmischung der gesamten Wassersäule ein. In der kommenden Saison werden wir auf derartige Wetterbedingungen mit Probebefischungen reagieren. Die ersten nennenswerten Fänge konnten ab 8. Dezember aufgezeichnet werden. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit den Fängen aufwärts. Der Spitzenwert pro Tag waren 103 Maränen, wobei 21 wertvolle Rogner in der Konsortiumshütte für das Abstreifen gehältert und ruhiggestellt wurden.

Zu diesem Zweck wurde heuer ein Netzgehege in der Hütte montiert. Das Netz war notwendig geworden, da immer wieder etliche Rogner nach dem Fang noch einige Tage zur Eiabgabe brauchten. Und um die wertvollen Laichfische nicht durch zu druckvolles Abstreifen nachhaltig zu schädigen kamen sie noch für ein paar Tage, zur weiteren Reifung, in dieses Gehege. Dieses Netz hat sich schon nach wenigen Tagen bewährt. Die gehälterten Maränen gaben nach einigen Tagen der Ruhe bereitwillig ihre Eier ab. Aber auch Flossenschäden oder Verpilzungen konnten durch das Netz großteils verhindert werden. Es wird sich jetzt zwar so mancher denken, man kann alles übertreiben. Aber an diesen Dingen sieht man den Willen unseres Vereines und des Konsortiums, das notwendige Laichfischen so schonend wie möglich durchzuführen.

Das Fischen selbst wurde wieder vom Ufer und heuer auch verstärkt vom Boot aus durchgeführt. Die Mündungsbereiche der Zeller Ache und des Ramsauer Baches waren die erfolgreichsten Stellen. Auffällig war heuer, dass viele laichreife Rogner in eher größerer Tiefe von bis zu 16 m gefangen wurden. Dieses Verhalten kann verschiedene Ursachen haben. Es könnte der verminderte Zustrom aus den einmündenden Bächen oder die schon angesprochene hohe Wassertemperatur sein. Aber wer weiß das schon. Im nächsten Jahr kann wieder alles ganz anders sein. Entscheidend für den Erfolg der Laichfischerei ist ja ganz alleine die Menge der gefangenen Weibchen und ihrer Laichprodukte. Seit wir 2011 das erste Laichfischen durchgeführt hatten, war jedes Jahr die Ungleichmäßigkeit beim Geschlechterverhältnis auffällig. Und dass, obwohl während der Saison und bei der Alterstrukturuntersuchung Rogner und Milchner in ausgewogener Anzahl gefangen wurden. Heuer trat ein noch krasseres Missverhältnis der Geschlechter zu Tage. Auf 8 Männchen wurde 1 Weibchen gefangen. An diesem Umstand erkennt man wieder einen der großen Vorteile unserer Laichfischerei. Selektiv werden nur die Weibchen entnommen und auch diese werden nach dem Abstreifen wieder zurückgesetzt. Natürlich nur nach einem gewissen Beobachtungszeitraum. Zurücksetzen soll ja sinnvoll sein. Denn nur unbeschädigte Fische haben die Chance zu überleben. In Zahlen ausgedrückt bedeutet, dass an Spitzentagen bei 100 gefangenen Milchnern 80 Stück sofort wieder zurückgesetzt wurden. Aber auch die für die Befruchtung vorgesehenen Milchner konnten wieder unversehrt zurückgesetzt werden. Gerade bei den männlichen Fischen kommt eine Verletzung durch den Abstreifvorgang so gut wie nie vor. Wenn ein Milchner nicht sofort auf den leichten Druck reagiert, wird er sofort aussortiert. Das heißt in unserem Falle sofortiges zurücksetzen.

Die größte Gefahr zur Laichzeit geht auch nicht von uns Anglern aus. Denn leider wissen auch Fressfeinde wie Kormoran und Haubentaucher diese Fischansammlungen zu schätzen. Unglaubliche Verletzungen bezeugen diese Attacken. Selbst vor zu großen Maränen scheuen die Tauchvögel nicht zurück. Schnabelhiebe über den Rücken gehören zu den Standartverletzungen der Fische. Und man kann sich unschwer ausmalen, was wäre, wenn die Vögel ungestört von uns die Laichfische attackieren könnten. Hier wird nicht nur der derzeitige Maränenbestand dezimiert, sondern auch zukünftige Generationen werden vernichtet. Eine Möglichkeit zur Vergrämung der Kormorane während der Laichzeit, auch in Naturschutzgebieten, ist daher dringend notwendig. Wenn man sich aber die bisherigen Erfolge derartiger Anfragen anschaut, dann kann man nur, zum Federkleid der Kormorane passend, schwarzsehen. Aber zum Abschluss noch das Positive. Gefangen und zurückgesetzt wurden 831 Milchner und 112 Rogner. Wir konnten dadurch 15 Liter Laich gewinnen und an die Brutanlage Kreuzstein liefern. Das bedeutet einen Besatz von ca. 600000 Brütlinge für den Irrsee. In der Brutanlage Kreuzstein wird durch Kalterbrütung der ideale Zeitpunkt für den Schlupf gesteuert. Der natürliche Schlupfvorgang findet ja in der Regel bereits Ende Februar statt. Das Wasser ist zu dieser Zeit noch sehr kalt und die Nahrung gering. Mit dem hinauszögern des Schlupfvorgangs haben die Maränenlarven eine ungleich höhere Überlebenschance. Zooplankton ist jetzt schon besser entwickelt und die Larven finden genug Nahrung um innerhalb kürzester Zeit zu Brütlingen abzuwachsen. Um die Überlebenschancen der Maränenlarven noch zu verbessern, werden die fragilen Larven zum Teil noch weiter vorgestreckt. Eigene im See aufgewachsenen Fische, das ist das Ziel unserer Bemühungen. Und diesen Weg werden wir auch in den nächsten Jahren mit ganzen Einsatz beschreiten.

Der SAB und das Konsortium Zeller/Irrsee bedanken sich bei dem Team von der Aufzuchtstation Kreuzstein rund um FM Kletzl für die gute Zusammenarbeit und bei allen Helfern für Ihre unglaublich engagierte Mitarbeit mit einem kräftigem Petri Heil

Rudolf Mikstetter

 

Laichfischen am Irrsee

Laichfischen am Irrsee

Laichfischen am Irrsee 2015

Laichfischen am Irrsee 2015

Laichfischen am Irrsee 2015

Laichfischen am Irrsee 2015

Laichfischen am Irrsee 2015

Laichfischen am Irrsee 2015

Laichfischen am Irrsee 2015

Laichfischen am Irrsee 2015

 


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